Exhibition Reviews

Katja Stuke & Oliver Sieber
Galerie Gabi Kraushaar, Düsseldorf
March 12th  – April 3oth 2004

CCTV and BERLIN/LÖRICK by Katja Stuke and Oliver Sieber respectivly, are two independent photographic projects that reflect different aspects of human living conditions. Both are on display at the Galerie Gaby Kraushaar in Düsseldorf, from 12 March until 30 April. Both local artists have worked together on various projects since 1999 under the shared name FRAU BÖHM, in their individual artistic endevours, however, their speciality in confronting each others work to create additional frameworks for interpretation. Katja Stuke’s current work is based on video footage that features people in brief, isolated moments and anonymous situations. Oliver Sieber’s work concerns portriats aind architectural photography that illustrate the inhabitants of various kinds of domestic environments. On show at the Goethe Institut Berlin until 15 April are more photographs by Frau Böhm that focus on the fictional and reals aspects of cinema in the US. Ute Noll pluk/London, #17

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Zärtlich Observiert. Um die Erde sausen Satelliten, filmen rund um die Uhr, was hinter uns passiert; an jeder Ecke wacht eine Kamera, und nicht nur Bürger mit Verfolgungswahn glauben, dass sie selbst in den eigenen vier Wänden beobachtet werden können. In den Polizeistationen der Welt jedenfalls gibt es längst Räume, in denen auf Bildschirmatableauxs die Filmchen ablaufen, die Big Brother aufnimmt. An diese CCTV-Monitor-Wände erinnern die Foto-Tafeln von Katja Stuke, die zusammen mit dem Fotografen Oliver Sieber bei Kraushaar angenehm sparsam Menschen und deren lebesräume ausgestellt hat. Katja Stuke […] war dafür in Großstädten unterwegs: London, Los Angeles, New York, Paris. Auf Straßen und Plätzen fing sie unbemerkt Alltagsszenen mit Bewohnern ein, mit starkem Zoom vor der Videokamera. Zu Hause in Düsseldorf ging die Künstelerin an den Schneidetische, wählte einzelne Szenen aus den Filmen aus und kombinierte sie Großbildern aus bis zu 20 Einzelteilen. Dabei gelang es ihr, aus einigen flüchtigen Augenblicken die Geschichte einer fast zärtliche Observation zu machen. Lebenspartner Oliver Sieber arbeitet direkter. Der 37-jährige Düsseldorfer wählte eine Doppelhaushälfte in Düsseldorf und einen Plattenbau in Berlin, fotografierte die Gebäude und bat Eigentümer und Mieter um Erlaubnis, sie portraitieren zu dürfen. Einige sagten ja, und so hängen sie nun vor schwarzem Hintergrund als C-Print hinter Plexiglas neben ihren Häusern, in ungefähr gleicher Abzugsgröße, was die Menschen in Relation wachsen lässt, ihnen feierliche Würde verleiht. In ihren Gesichtern ist zu lesen, wo sie wohnen; die Umgebung prägt, kein Zweifel. Stuke und Sieber, die seit 1999 das Foto-Kusnt-Magazin/Projekt Frau Böhm herausgeben, zeigen mit dieser Ausstellung, dass sie gute Beobachter sind, gut im doppelten Sinn des Wortes: Sie machen ihre Entdeckungsarbeit sorgfältig und präsentieren sie öffentlich. Der Betrachter kann nun Sozialstudien treiben an den Fotografien oder sich schlicht ihrer kühlen Ästhetik überlassen. Gertrud Peters, Rheinische Post, 5.4.2004
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„CCTV und Berlin/Lörick“ . In der Gegenüberstellung zweier, unabhängig voneinander entstandener Positionen, die sich beide mit dem Thema Mensch und Stadt auseinandersetzen, wird gesellschaftliches Zusammenleben auf verschiedene Art befragt und reflektiert. Aus der Ferne beobachtend richtet Katja Stuke (*1968) eine Videokamera auf das öffentliche Treiben, um daraus einzelne flüchtige Szenen zu isolieren, die die auf der Straße herrschende Anonymität einfangen. Oliver Sieber(*1966) dagegen sucht den direkten Kontakt zu den Menschen. Seine präzisen, mit der Großformatkamera aufgenommenen Fotografien zeigen Modelle städtischen Wohnens und ihre Bewohner. In ihren unterschiedlichen Herangehensweise ergänzen sich beide Perspektiven und liefern dabei vielfältige Metaphern für ein an sich komplexes Thema. Claudia Stein Photography now. 1.04
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Feldforscher. […] Jeder arbeitet eigenständig, die Fotos des anderen sind Kommentar und Ergänzung. Sieber erforschte die Löricker „Rosensiedlung“ und den Berliner Alexanderplatz. Entstanden ist das Porträt zweier Siedlungen und ihrer Menschen, mit Alleinerziehenden und Au-Pair-Mädchen, Kindern und Großmüttern, in den Einfamilienhäusern und im Hochhaus. Während er mit der Großbildoder Mittelformatkamera Porträtfotos macht, filmt Katja Stuke mit der Videokamera und ahmt die Überwachungssysteme nach. Hier wie dort wissen die „Opfer“ nicht, dass sie „festgehalten“ werden. Für den Betrachter der Fotos ergeben sich irritierende Assoziationen. Zwei Menschen am Auto wirken plötzlich, als könnten sie etwas Böses im Schilde führen. Ein Treppenaufgang lässt Ungutes ahnen. Alles Fotos zum Erzeugen von Vorurteilen. Sie sind empfehlenswert! Helga Meister WZ/Düsseldorf, 20.3.2004
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Mit TV-Augen durch die Stadt „Sie sitzen nicht im Elfenbeinturm, sie gehen in die Gesellschaft hinaus“, sagt Galeristin Gaby Kraushaar über die Düsseldorfer Fotografen Katja Stuke und Oliver Sieber. Das ist durchaus würtlich zu nehmen. […] Bei Sieber stehen neben dem Bild eines Plattenbaus am Alexanderplatz elf ausgewählte Portraits der Mieter, Frauen, Männer, Kinder vor schwarzem Hintergrund. Plastisch wirken die Gesichtszüge, hoch individuell die vermeintliche Anonymität. Sie schauen am Betrachter vorbei, hinter die Kamera. Auf diese Weise entsteht kein Augendialog, die genaue Musterung der Portraitierten wird gefördert. Korrespondierend dazu werden die Bewohner einer Siedlung in Lörick gezeigt. Zwei Modelle städtischen Wohnens, die sich im Prozess der künstlerischen Annäherung auch selbst einander nähern. […] Aus der Ferne nähert sich Katja Stuke den Menschen in den Städten. CCTV nennt sie ihre beiden Tableaus […] Paare und Passanten hat Stuke aufgenommen, scheinbar zufällige Situationen. Die Video-Stills sind zu zwei Tafeln von 20 bzw. 16 Einzelaufnahmen zusammengestellt. Beobachten – Assoziieren – Bewerten, beschreibt sie ihre Arbeitsweise – ähnlich den Verarbeitern realer Überwachungssysteme. Und doch entsteht bei der Zusammenstellung ein frappierender Effekt. Der Betrachter sieht sich gezwungen, die einzelnen Bilder in einen Zusammenhang zu setzten das Vorher und Nachher einzelner Szenen zu ergründen und ein fast lyrisches Element wahrzunehmen, das sich aus der Einsamkeit der Individuen speist. […] NRZ/Düsseldorf 26.3.2004

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Die fotografischen Arbeiten der Düsseldorfer Künstler Katja Stuke und Oliver Sieber stellen je eigenständige künstlerische Positionen dar: Von Sieber gibt es präzise Portraitfotografien, Stuke ist eine Expertin für komplexe Videostills. Doch seit 1999 geben die beiden das Magazin »Die Böhm« heraus und stellen bisweilen zusammen aus, wie derzeit in der Düsseldorfer Galerie Gaby Kraushaar, wo CCTV und Berlin/Lörick noch bis zum 30. 4. zu sehen sein wird. Zur Finissage am 23.4. wird ihr gemeinsames Citizen’s Handbook vorgestellt, das deutlich macht, wie gut sich unterschiedliche Herangehensweisen an ein Thema ergänzen können: Die flüchtigen Szenen der Videostills von Stuke, herausgelöst aus dem urbanen Fluss, betonen die Verlorenheit des Einzelnen in der Masse. Sieber hingegen kommuniziert mit den Portraitierten, die er in ihrem privaten Lebensraum, sei es in einem Plattenbau in Berlin oder in einer Einfamilienhaussiedlung in Düsseldorf-Lörick, mit seiner Großformatkamera dokumentierend erfasst. So entsteht in Buch und Ausstellung ein komplexes Panorama städtischer Realität und der Beweis, dass verschiedene Strategien die Bandbreite von Privatheit und Anonymität am besten ausloten können. Kerstin Stremmel, Kölner Stadtrevue, 25.3.2004.